Swiss L’Oréal-UNESCO „For Women in Science“ 2025: Ein Abend voller Inspiration

 

„The World needs Science – and Science needs Women“. Mit diesen Worten eröffnete TV-Moderatorin Olivia Kinghorst das erste Schweizer Event des L’Oréal-UNESCO „For Women in Science“ Awards. Ich sass mitten im Saal des Zürcher Kammerorchesters, spürte das Lampenlicht auf den Podien und die gespannte, erwartungsvolle Energie der rund 150 Gäste, die aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft angereist waren.

 

Für mich war es ein ganz besonderer Abend. Ich habe selbst Jura studiert, mit einem kleinen Kind an meiner Seite – ich kenne das Gefühl, berufliche Ambitionen und Muttersein zu jonglieren, und weiss, wie schwer Sichtbarkeit und Anerkennung manchmal zu erringen sind. Umso intensiver war es zu sehen, wie diese vier jungen Wissenschaftlerinnen für ihre exzellente Forschung gefeiert wurden, und wie ihre Geschichten Hoffnung und Motivation ausstrahlten.

 

Die Preisträgerinnen 2025: Visionen, die die Schweiz bewegen

 

 

Die Auszeichnung ging an vier bemerkenswerte Forscherinnen:

  • Dr. Jana Ordon (Universität Zürich)
  • Dr. Giulia Santoni (EPFL, in Zusammenarbeit mit der Universität Genf)
  • Dr. Annelies Voordendag (ETH Zürich, Institut für Geodäsie und Photogrammetrie)
  • Dr. Mengyuan Xiao (Universität Genf, Genfer Observatorium)

Jede erhielt ein Stipendium von CHF 25.000 – ein symbolisches, aber wichtiges Zeichen für die Förderung von Exzellenz, Chancengleichheit und Sichtbarkeit in der Schweizer Forschung.

 

Als Juristin, die sich eher in Rechtswissenschaften bewegt, war ich besonders beeindruckt, wie sehr die Preisträgerinnen nicht nur Forschung betreiben, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Ihre Themen reichen von der Neurowissenschaft über Geodäsie bis hin zu Astronomie – und jede von ihnen zeigt, dass Spitzenforschung nicht nur Zahlen und Daten bedeutet, sondern Mut, Ausdauer und Leidenschaft.

 

Die Moderatorin Olivia Kinghorst führte charmant durch den Abend. Neben den Preisträgerinnen waren zahlreiche Gäste anwesend, unter anderem:

  • Claire Dieudonne, Länderkoordinatorin & Marktdirektorin L’Oréal Schweiz
  • Thomas Zeltner, Präsident der Schweizerischen UNESCO-Kommission
  • Gabriela Tejada, Vizepräsidentin der Schweizerischen UNESCO-Kommission
  • Laetitia Philippe, Leiterin des Nationalen Forschungs- und Innovationsbereichs, SERI
  • Benoît Dubuis, Präsident der SATW

 

 

Es war beeindruckend, wie sie alle die Bedeutung von Netzwerken, Mentoring und Sichtbarkeit für Frauen in der Wissenschaft betonten. Ich konnte förmlich spüren, wie der Funke auf uns Zuschauer übersprang – jede Rede, jede Geste, jedes applaudierende Lächeln trug die Botschaft: Frauen in der Wissenschaft verdienen Anerkennung, Unterstützung und Raum für ihre Ideen.

 

Claire Dieudonne formulierte es so:
“Starke weibliche Vorbilder sind entscheidend für nachhaltigen Wandel. Diese vier herausragenden Wissenschaftlerinnen machen kommenden Generationen Mut.”

 

Und Thomas Zeltner und Gabriela Tejada ergänzten:
“Dieses Programm geht systemische Barrieren an, die brillante Frauen in der Wissenschaft oft ausgrenzen, insbesondere jene, die Forschung und Familie vereinbaren müssen.”

 

Die Realität hinter den Zahlen

 

Die Statistik spricht für sich: Von rund 55 % Frauen auf Studierendenebene sinkt ihr Anteil in höchsten akademischen Positionen auf knapp über 30 %. Ich kenne das nur zu gut – sei es beim Studium oder später in der beruflichen Praxis – die Balance zwischen Karriere und Familie ist eine tägliche Herausforderung. Genau hier setzt „For Women in Science“ an: durch Fördermittel, Mentoring, Sichtbarkeit und ein starkes Netzwerk.

 

Für mich war der Abend nicht nur eine Feier der Wissenschaft, sondern ein Spiegel meiner eigenen Erfahrungen. Ich erinnerte mich daran, wie es war, mit einem Kleinkind zu studieren, Hausarbeiten zu schreiben, Klausuren zu bestehen und gleichzeitig Mutter zu sein. Die Geschichten der Preisträgerinnen, allen voran Dr. Giulia Santoni, die frischgebackene Mutter und Neurowissenschaftlerin ist, berührten mich tief. Sie zeigen, dass es möglich ist, Familie und Spitzenforschung zu vereinen, ohne dass eines dem anderen zum Opfer fällt.

 

Es war ein Abend voller Hoffnung, Optimismus und Inspiration – ein Abend, der deutlich machte, dass Wissenschaft nicht nur für Zahlen und Experimente steht, sondern vor allem für Menschen, Mut und Leidenschaft.

 

Interview mit Dr. Giulia Santoni

 

 

Ich durfte im Anschluss an den einige Fragen an Dr. Santoni stellen. Ihre Antworten sind inspirierend, ehrlich und geben Einblicke in die Kombination von Spitzenforschung und Mutterschaft:

 

1. Was hat Sie persönlich inspiriert, Neurowissenschaften zu studieren und sich auf personalisierte Therapien zu konzentrieren?

 


“Ich war schon immer tief daran interessiert, menschliches Verhalten zu verstehen. Während meines Biologiestudiums faszinierte mich, wie sehr das Gehirn unser Wesen prägt – unsere Gedanken, Emotionen, Handlungen und Ängste entstehen alle dort. Diese Neugier führte mich natürlich in die Neurowissenschaft. Ich möchte verstehen, was bei neurologischen Erkrankungen schiefläuft und wie wir dieses Wissen nutzen können, um personalisierte Therapien zu entwickeln, die wirklich einen Unterschied machen.”

 

2. Wie könnte Ihre Arbeit mit 3D-Gehirnmodellen die Behandlungsmöglichkeiten konkret verbessern?

 


“Mit menschlichen 3D-Modellen neuronaler Netzwerke können wir Medikamente direkt im Labor testen und ihre Wirkung beobachten – in einem System, das das menschliche Gehirn erstaunlich genau nachbildet. In Zukunft könnten wir personalisierte Organoide aus den Zellen einzelner Patientinnen und Patienten ableiten, die uns erlauben, die genauen Mechanismen ihrer Erkrankung zu erforschen und die effektivsten Therapien zu finden.”

 

3. Was bedeutet der FWIS-Award für Sie persönlich und Ihre Forschung?

 


“Ich wurde vor drei Monaten Mutter und erfuhr gleichzeitig, dass ich eine der Preisträgerinnen bin. Dieser Moment war unglaublich bedeutend – Mutterschaft ist in der Wissenschaft leider immer noch mit der Angst verbunden, nicht mehr die gleiche Leistung bringen zu können. Der Preis zeigt mir: Es ist möglich, Wissenschaftlerin, Frau und Mutter zugleich zu sein und exzellent zu bleiben. Er motiviert mich, meine Forschung weiter voranzutreiben und ein Beispiel für andere zu sein.”

 

4. Welche Herausforderungen haben Sie als Frau in der Wissenschaft erlebt und was hat Ihnen geholfen, diese zu überwinden?

 


“Herausforderungen sind unvermeidlich. Aber das Umfeld macht den Unterschied. Wenn man Menschen um sich hat, die die eigenen Werte teilen und an einen glauben, gewinnt man Fokus, Ermutigung und Resilienz, um Hindernisse zu überwinden.”

 

5. Welchen Rat geben Sie jungen Frauen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben?

 


“Folge dem, was dich wirklich begeistert, und bleibe kompromisslos. Lass dich nicht von Statistiken oder Stereotypen entmutigen – die Wissenschaft braucht leidenschaftliche, neugierige und entschlossene Köpfe aus allen Hintergründen. Wenn du deiner Leidenschaft treu bleibst, findest du deinen Platz in der Forschung.”

 

Mein persönliches Fazit 

 


Der FWIS Award 2025 in Zürich war mehr als eine Preisverleihung – er war ein Statement für die Zukunft der Wissenschaft: sichtbar, inklusiv und menschlich. Die vier Preisträgerinnen, allen voran Dr. Giulia Santoni, welche in Begleitung ihres Kindes zur Verleihung kam, zeigen, dass Exzellenz, Leidenschaft und Mutterschaft kein Widerspruch sein müssen. Ein Abend, der Hoffnung macht und neue Massstäbe setzt. Ich möchte alle ermutigen ihre Träume zu verfolgen und sich nicht teilweise gesellschaftlichen Erwartungshaltungen und Ansichten bremsen zu lassen, hoffentlich sehen die Zahlen dann in 5, 10, oder 20 Jahren ganz anders aus.

Folgen:
Teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die mobile Version verlassen